Rennbericht Rad Race Sonthofen: Eine Premiere mit Hindernissen

Zum ersten Mal stand am vergangenen Wochenende auch das Rad Race 120 in Sonthofen auf dem Rennkalender der Equipe in Celeste. Ein ungewöhnliches Rennformat über zwei Tage, bei dem neben viel Spaß insbesondere die Teamleistung im Vordergrund steht. Als in der Breite stark aufgestelltes Team fuhren wir daher selbstbewusst ins Allgäu. Letztlich sollte es über Umwege auch für einen zweiten Platz hinter dem Vorjahressieger Team Sport Haschko reichen. Insbesondere wurde uns aber auch mal wieder vor Augen geführt, dass der sportliche Erfolg nicht immer an erster Stelle steht.

Von Benedikt Fundel

“Mehr Festival als Wettkampf, mehr Szene als Elitehaufen, mehr Liebe zum Radsport als alles andere”, so beschreibt der Veranstalter des Rad Race 120 selbst das im schönen Allgäu stattfindende Event, an dem in diesem Jahr zum ersten Mal auch wir teilgenommen haben. Neben Expo, gutem Kaffee und Socializing stand für uns aber natürlich auch ein gutes Abschneiden an den beiden Wettkampftagen auf dem Programm: Für das Teamzeitfahren am Samstag über den Oberjochpass, das uns letztlich für den ersten Startblock für das Rennen am Sonntag qualifizieren sollte, war die KOM-Jagd das auserkorene Ziel. Im Rennen am Sonntag über knapp 127 km und knapp 2300 hm wollten wir um den Sieg mitfahren.

Los ging es für uns also am Samstagmittag bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mit dem Teamzeitfahren, das wir mit dem im Trainingslager akribisch einstudierten Bergzug maximal effizient bestreiten wollten. Für die ersten 857 Meter sollten Phil und Jonas die Führung übernehmen, bevor Ben und Nils die restlichen drei Fahrer, Moritz, Dennis und mich den Berg hinaufkatapultieren sollten. Nach einem ambitionierten Tempo durch die ersten drei Führungen sollte der Plan jedoch leider platzen. Beim Ausscheren aus der Führung verkantete sich Nils Hinterrad mit meinem Vorderrad und durch eine unglückliche Kettenreaktion kam letztlich Dennis zu Fall. Ein geordneter Zug war damit hinüber. Zu allem Überfluss verabschiedete sich Dennis Kette auch noch von der Kurbel und es dauerte einige Zeit bis Dennis, zum Glück weitgehend unverletzt, das Rennen wieder aufnehmen konnte und Moritz und mir nacheilte. Wieder zu dritt und mit einer guten Portion verlorener Zeit eilten wir dann in Richtung Oberjoch, kamen schließlich mit der drittschnellsten Zeit des Tages ins Ziel und qualifizierten uns damit für Startblock A.

Dort standen wir dann auch am nächsten Morgen in Sonthofen, bereits um 6:15, und warteten auf den Startschuss eine halbe Stunde später. Etwas weiter hinten im Startblock positioniert nutzten wir die ersten 40 weitgehend flachen und schnellen Kilometer, um nach vorne zu fahren und dort die Führung mit Jonas, Phil, Nils und Ben zu übernehmen. Dann die erste Hürde ab Hittisau: 250 Höhenmeter in zügigem Tempo sortierten das Feld ein erstes Mal vor und Moritz, Dennis und ich waren der verbleibende Rest an der Spitze. Es folgte die technisch anspruchsvolle und wellige Anfahrt in Richtung Riedbergpass vor traumhafter Kulisse. Unser Edeltechniker Ben konnte sich hier immer wieder an die Spitze des Feldes zurückarbeiten, wo er uns verbleibende Jungs bestens unterstützte, und das Tempo vorgab.

Nach einer schnellen Abfahrt, die das Feld kurzfristig reißen lies, sollte dann die Hauptschwierigkeit des Tages folgen: Der Riedbergpass mit knapp 9,4 % Steigung auf etwa 5,5 km. Früh setzte sich dort eine Spitzengruppe mit den Vorjahressiegern vom Team Sport Haschko und drei weiteren Einzelfahrern ab. Als Team blieben wir zunächst zu Dritt zusammen, schließlich war allein die Dritte Zeit des Tages maßgeblich, entschieden uns dann aber doch dazu, mich mit in die Spitzengruppe des Tages zu setzen. Knapp einen Kilometer vor dem Gipfel hatte ich die Spitze auch gestellt und begab mich mit den nun 5 weiteren Fahren auf die Schnelle Riedbergpassabfahrt. Moritz und Dennis folgten in der ersten Verfolgergruppe, in der sich auch das Protective Factory Team, Sieger des Zeitfahrens vom Vortag, befand. Bei einsetzendem Regen bogen wir an der Spitze ein zweites Mal auf die Anfahrt zum Riedbergpass ein und überquerten bei km 97,4 die Zwischenzeitnahme die sich noch als wesentlich herausstellen sollte. Die Gruppe um Moritz und Dennis folgte 1:20 Minuten später.

Im folgenden Anstieg dann die unerwartete Wendung: Aus dem Führungsfahrzeug die rote Flagge. Wegen eines Notarzteinsatzes in Folge eines schweren Sturzes wurde das Rennen unterbrochen. Das Feld sammelte sich bei der nächsten Verpflegungsstelle und wartete dort auf weitere Informationen durch die Rennleitung. Diese folgten kurze Zeit später: Das Rennen sollte nicht wieder aufgenommen werden, für das Ergebnis entscheidend sollte die Zeitnahme bei km 97,4 sein und die Weiterfahrt erfolgte neutralisiert.

Die Entscheidung des Veranstalters wurde mit zustimmendem Beifall aus dem Feld aufgenommen und so rollten wir geschlossen als Team hinter dem Führungsfahrzeug in Richtung Ziel. Der letzte steile Stich bis zur Ziellinie wurde für die großartige Kulisse vor Ort schließlich nochmal schnell gefahren und Dennis konnte nach einem fulminanten Antritt als erster die Ziellinie überqueren. Jedoch rückte dies, genauso wie der an der Zwischenzeit abgenommene zweite Platz für das Team Strassacker an diesem Tag doch schnell in den Hintergrund mit Blick auf die schweren Stürze des Tages und die beeindruckende kollegiale Geschlossenheit des Feldes nach der Neutralisation.

Somit war es schließlich ein Rennwochenende, das sicherlich anders verlief als wir es uns vorgestellt hatten, bei dem der individuelle Erfolg am Ende aber auch zweitrangig war. Wir wünschen allen gestürzten Fahrern eine schnelle Genesung!