Rund um Köln: Moritz Palm holt sich den Sieg beim Jedermannklassiker am Rhein

Bei perfektem Radsportwetter konnte sich unser Kapitän nach einem langen Tag in der Fluchtgruppe mit einem langen Sprint gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Für Moritz war es nach zwei Podiumsplätzen in Göttingen und Frankfurt der erste Saisonsieg bei einem Jedermannrennen, das Team fuhr dabei bereits den dritten Sieg im vierten Rennen ein.

Von Fabian Thiele

Zum schon 105. Mal fand Rund um Köln statt und auch das Jedermannrennen kann mit Fug und Recht als Klassiker und Highlight im Jedermannkalender bezeichnet werden. Nicht nur wegen des großen Namens, sondern auch wegen unseres enttäuschenden Abschneidens im letzten Jahr waren wir heiß auf die 130 km quer durchs Bergische Land mit Start und Ziel am Rheinauhafen. Dementsprechend setzten wir alles auf ein hartes Rennen, um unseren Kapitäne in eine möglichst kleine Gruppe ins Finale zu bringen. Dass dies aber kein Selbstläufer würde, verriet uns schon der Blick auf die Startliste. Durch die geografische Nähe zu Belgien zieht Rund um Köln viele starke Fahrer aus dem radsportverrückten Nachbarland an.

Lukas Klöckner

Auf den ersten 25 flachen Kilometern aus der Stadt hinaus pilotierten Lukas Klöckner, Ben Witt, Niko Zimmermann, Daniel Novak, Joscha Weber, Phil Peitzmeier und Jannis Wittrock das Feld sicher in den ersten Berg des Tages. Bereits dort versuchten Maxim Pirard (Granfondo-Weltmeister von 2019 und 2020) und Bjoern de Decker (Granfondo-Weltmeister von 2017 und amtierender belgischer Amateurmeister), eine Selektion herbeizuführen. Allerdings konnten beide keine entscheidende Lücke reißen und mit etwa 60 Mann ging es zu den beiden Stichen in Sand und Bensberg. Bereits in Sand halbierte sich die Gruppe, doch auf dem Kopfsteinpflaster im Anstieg zum Schloss Bensberg zerfiel das Rennen endgültig in seine Einzelteile.

Wegen einer Baustelle war die Straße hier in diesem Jahr ohnehin schon sehr schmal, sodass die Gruppe in die Länge gezogen wurde. Als dann Moritz Palm aufs Gaspedal drückte, traten überall Lücken auf und oben fand sich eine Gruppe von sechs Mann. Neben Moritz Palm, Moritz Beinlich und Chris Mai fuhren auch die beiden belgischen Ex-Granfondo-Weltmeister so Thijs Huygen vom belgischen Unlimited Cycling Team als erste über die Kuppe. Die sechs hatten bereits letzte Woche ihren Sonntag zusammen verbracht, als sie in der Spitzengruppe beim Granfondo Vosges fuhren. Dementsprechend verstanden sich alle sehr gut und das Sextett konnte sich mit guter Zusammenarbeit einen Vorsprung auf die Verfolgergruppe herausfahren, in der die Fahrer in Celeste sich nicht an der Nachführarbeit beteiligten. Schon so früh in eine Gruppe zu gehen, war eigentlich nicht der Plan gewesen, wie Moritz Palm nach dem Rennen erklärte. “Aber als wir zu dritt in einer Sechsergruppe waren, sind wir natürlich weitergefahren.”

Kurz darauf wuchs die Gruppe unerwartet an, als Anton Schiffer (Bike-Aid Development) aus dem Sextett ein Septett machte. Er hatte den Postabgang in Bensberg verpasst und dann mit einem Husarenritt ab dem Anstieg in Lüghausen im Alleingang die Lücke geschlossen. Zu siebt ging es also durch das Bergische Land und bis zur zweiten Passage von Schloss Bensberg blieb auch alles beieinander. In der Verfolgergruppe versuchten noch weitere Fahrer die Lücken zu schließen, konnten sich aber nicht absetzen, bis zum Anstieg in Bärbroich war die Spitzengruppe bereits auf drei Minuten enteilt. An der Spitze schien Anton Schiffer sich nach seinem Parforceritt gut erholt zu haben und suchte auf dem Kopfsteinpflaster 25 km vor dem Ziel die Entscheidung. Der Tempoverschärfung konnten nur Moritz Palm und Bjoern de Decker folgen. Moritz Beinlich ekelte sich allerdings in der Abfahrt erfolgreich an das Trio heran – zu viert ging es zurück in die Stadt.

Ab der Severinsbrücke 2000 Meter vor dem Ziel übernahm dann Moritz Beinlich die Kontrolle, um seinem Namensvetter den Sprint vorzubereiten. Der wartete nach Bjoern de Deckers Sprinteröffnung lange am Hinterrad des Belgiers, um schließlich sein Vorderrad mit einem Tigersprung noch nach vorne zu schieben und sich den Sieg zu sichern. Entsprechend groß war die Freude beim Sieger im Ziel: “Ich wollte dieses Jahr hier in Köln unbedingt gewinnen. Ich mag das Rennen im Bergischen Land, die Anstiege liegen mir. Deswegen freue ich mich – gerade nach dem 5. Platz im Vorjahr – heute sehr über den Sieg bei diesem prestigeträchtigen Rennen. Die Konkurrenz ist jedes Jahr enorm stark, so auch in diesem Jahr. Chapeau an die belgischen Kollegen, die das Rennen unglaublich schwer gemacht haben. Meine Teamkollegen haben heute viel für mich gearbeitet, mich aus dem Wind genommen und an den entscheidenden Stellen gut positioniert, das war eine große Hilfe.”

Moritz Beinlich rollte hinter Anton Schiffer auf Rang vier über den Strich und Chris Mai erwehrte sich erfolgreich der heranjagenden Verfolgergruppe, und durfte sich über einen sechsten Platz freuen. Jannis Wittrock und Martin Nitzschmann rundeten mit den Plätzen zwölf und 13 aus dem verbliebenen Hauptfeld das starke Abschneiden ab und sicherten den Sieg in der Mannschaftswertung. Auch Ben Witt (15), Johannes König (18) und Altmeister Joscha Weber (21) kamen in der ersten größeren Gruppe ins Ziel. Dementsprechend scheint das Team bereit, die Erfolgsserie beim ersten großen Saisonhöhepunkt bei der Tour de Kärnten in der Pfingstwoche vom 27.05.-01.06. fortzusetzen.