Jahresrückblick 2023: Von Erfolg zu Erfolg

Das in Süßen beheimatete Team Strassacker zählt zu den erfolgreichsten Amateur-Radställen in Deutschland. Einmal im Jahr treffen sich die Fahrer aus ganz Deutschland beim Sponsor und Namensgeber, der Kunstgießerei Strassacker. Bei der Präsentation des Kaders für das neue Jahr war spürbar, dass der Teamgeist gelebt wird. Nicht zuletzt anhand einiger Ereignisse der abgelaufenen Saison.

Von Axel Raisch

Franco Adamo gehen die Superlative aus. Er ist stellvertretender Produktionsleiter in der Firma sowie Gründer und Teamchef des Radsportteams Strassacker, das er vor 22 Jahren aus der Taufe gehoben hat. Und das eilt inzwischen von Erfolg zu Erfolg. Strassacker-Pressesprecherin Martina Hartwich-Wolf zieht einen Vergleich zum Profiradsport: „Es ist im Amateur-Bereich so etwas wie Jumbo Visma“. Geheimnis des konstanten Erfolgs ist die Personalpolitik, die neben fahrerischem Können auch Charakterstärke und Teamfähigkeit voraussetzt.

Darauf legt Franco Adamo großen Wert. Neben sportlichem Talent muß auch die Chemie stimmen. Und das merkt man dem Team beim Fotoshooting zum Saisonauftakt auch an. Die Stimmung ist gut, die Sätze, die von Teamgeist und toller Mannschaftsunterstützung in die Blöcke diktiert werden, sind nicht bloße Phrasen. Sie werden gelebt. „Action speaks louder than Words.“

Nicht jeder passt daher ins Team. Es wird sorgfältig ausgewählt. Und Adamo kann es sich leisten. Es gibt rund drei Dutzend Bewerbungen pro Saison. Welch gutes Gespür der Teamleiter, aber auch die Teammitglieder dafür haben, zeigt Neuzugang Moritz Beinlich. Er war als „absoluter Quereinsteiger“, wie er selbst sagt, auf Empfehlung von Teammitglied Moritz Palm zur Mannschaft gestoßen. Der erfolgreiche Leistungssportler auf der Mittel- und Langstrecke, der in diesem Jahr auch einen Marathon in 2:16 lief, überzeugte Adamo als Solofahrer bei einem Rennen in Bad Dürrheim.

Und was dann kam, hat Franco Adamo eigener Aussage zufolge noch nie erlebt. Der Neuzugang habe die Konkurrenz „in Grund und Boden gefahren“ und sei von Sieg zu Sieg geeilt, erzählt Adamo noch immer kopfschüttelnd vor Begeisterung. Dass der 27-Jährige als Geschäftsführer des elterlichen Betriebs in der Eifel auch noch gut zum Team des Familienunternehmens Strassacker passt, ist da fast schon Nebensache.

Er habe selbst nicht damit gerechnet und großen Respekt gehabt vor der Renndynamik, sagt Beinlich. Es sei ein Riesenunterschied, ob man alleine fahre oder in der Gruppe. Ursprünglich sei sein Plan gewesen, dieser Herausforderung mit Offenheit zu begegnen und das Team zu unterstützen. Dass gleich das erste Rennen den Sieg nach einer Solo-Fahrt am Ende des Rennens brachte – das habe auch ihn total überrascht. „Es war eine tolle Saison“, sagt Beinlich. Vor allem, da er auch seine Lockerheit habe bewahren können. Nicht zuletzt das Team habe ihn sehr gut unterstützt. Keine Neider. Vielmehr sei seine Rolle eine Ergänzung, da das Team viele Karten spielen könne. So sei er beispielsweise der Fahrer mit Ausreißerqualitäten.

Am Team Strassacker schätzt er die „super Mischung“ aus Amateur-Sport mit ambitionierter Zielsetzung. In einem Profi-Team zu fahren könnte er sich infolge der beruflichen Verpflichtungen dagegen nicht vorstellen.

Es sind Geschichten wie diese, die auch vom Teamgeist erzählen. Es ist bei weitem nicht die einzige. Moritz Palm hat 170 Kilometer ohne Sattel bei der WM in Schottland zurückgelegt. Äußerst launig, als sei es ein großer Spaß gewesen, erzählt der 27-jährige Jurist, heute davon, wie es dazu gekommen war. „Tja, da lag ich auf dem Boden: Sattel weg, Feld weg“. Da er sich in den Highlands („kein Taxi, kein Bus, kein Zug“) befunden habe, sei ihm gar nichts anderes übriggeblieben, um heimzukommen, als weiterzufahren, auch ohne Sattel. Zwei Teamkollegen, die in einer anderen Wertung nach ihm gestartet waren, begleiteten ihn dann ins Ziel. Dieses Ereiegnis soll aber nicht das sein, was aus diesem Jahr in Erinnerung bleibe, sagt er. Lieber erinnert er sich an seinen Sieg bei „Rund um Köln“, wo er sich in einem äußerst starken Feld auch gegen die Amateur-Weltmeister der Jahre 2019 bis 2023 durchsetzte. Das Ziel für 2024: „Bei der WM aufs Treppchen, und – mit Sattel ins Ziel kommen“.

Der 6. Platz für das Team Strassacker bei der WM im August dieses Jahres wird da schon als kleine Niederlage gewertet. 2024 soll bei der WM im Nachbarland Dänemark der Sprung aufs Podest gelingen, bevor es dann 2025 zur WM nach Übersee geht.

Wie motiviert alle sind, zeigt auch das Beispiel von Johannes König. Er hatte bei einem Rennen Anfang Juni einen schweren Unfall. 4 Rippen und das Schlüsselbein gingen zu Bruch. Nun möchte der 37-Jährige 2024 wieder mit Volldampf angreifen.

Weiter mit im Team ist auch ein weibliches Teammitglied. Jonas Kahler und Jael Heinrich sind ein Paar und ein gutes Team innerhalb der Mannschaft. Bei der Transalp haben sie in diesem Jahr die Mixed-Wertung gewonnen.

Und es sind Stabilitätsanker in dem sowohl hinsichtlich des Alters als auch der Berufe gut gemischten Team wie Joscha Weber, die für den Erfolg und Zusammenhalt stehen Der 40-Jährige Journalist der Deutschen Welle stellt seine Erfahrung sympathisch und besonnen in den Dienst des gemeinsamen Erfolges, auf der Straße und bei den Zusammenkünften.