VeloTour Frankfurt: Fünffacher Triumph in Celeste

Frankfurt bleibt ein gutes Pflaster für das Team Strassacker: Wie im Vorjahr besetzte die Mannschaft aus Süßen beim Jedermann-Rennen VeloTour des Frankfurter Rad-Klassikers Eschborn - Frankfurt das Podium komplett. In diesem Jahr war der Triumph allerdings noch größer: Die Fahrer in den Celeste-farbenen Trikots belegten die Plätze eins bis fünf.

Von Moritz Palm

Der geneigte Kenner - und natürlich auch die Kennerin - der Jedermann-Szene könnte bei einem Blick auf die Frankfurter Ergebnisliste schnell meinen: “Na herzlichen Glückwunsch zur Vereinsmeisterschaft, liebes Team Strassacker!”. Gleichwohl spiegelt das Endergebnis nur in begrenztem Umfang wider, wie hoch das Niveau der Konkurrenz im Vergleich zur Vorjahres-Austragung war. Viele starke Einzelfahrer und einige belgische Top-Rennfahrer bereicherten das Rennen am Main mit ihrer angriffslustigen Fahrweise. Es war ein packender Schlagabtausch im Taunus – mit dem besseren Ende für das Team Strassacker.

Doch eins nach dem anderen: Nach dem erfolgreichen Saison-Auftakt in Göttingen am vergangenen Wochenende, als Moritz Beinlich und Jael Heinrich jeweils ihre Rennen gewannen, wussten wir: Die Form passt, das Team ist gut drauf und die Stimmung könnte besser nicht sein. Dementsprechend offensiv wollten wir dem Rennen in Frankfurt unseren Stempel aufdrücken.

Nach einer ruhigen Anfangsphase durch die Frankfurter Innenstadt waren es dann Lukas Klöckner, Ben Witt und Jannis Wittrock, die bereits am Fuß des Feldbergs ein so hohes Tempo anschlugen, dass sich das Hauptfeld schnell auf ca. 30 Mann reduzierte. Zwei Kilometer vor dem Feldberg-Gipfel entschloss sich dann Christian Kreuchler (BKK Mobil), mit einer Attacke das “frühe Finale” gut 50 Kilometer vor dem Ziel einzuläuten. Mit einem beherzten Antritt konnte Kreuchler sich die Bergwertung am höchsten Punkt des Tages sichern.

In der anschließenden Abfahrt erhöhten Chris Mai und ich den Druck auf die Konkurrenz: Mit bis zu knapp 100 km/h nahmen wir die frisch geteerte Feldberg-Straße in Angriff - mit Erfolg. Nachdem wir kurzzeitig sogar nur zu zweit unterwegs gewesen waren, schloss in einer der Gegenwellen eine rund zehn Mann große Gruppe zu uns auf. Dabei waren mit Moritz und Timo zwei weitere Team-Kollegen. Zur Rennhälfte waren wir also in einer zwölf Mann großen Gruppe mit vier Celeste-Trikots gut vertreten. Wie schon im letzten Jahr hat sich hier einmal mehr bewahrheitet: Rennentscheidende Situationen können auch bergab herbeigeführt werden - gerade bei Eschborn - Frankfurt.

Nachdem mehrere Attacken aus dieser Gruppe ohne Erfolg verlaufen waren, konzentrierten wir uns dann auf den finalen Anstieg in Mammolshain. Ein nach seinem schweren Sturz im letzten Jahr wiedererstarkter Chris Mai führte uns mustergültig im Stil eines Berg-Domestiken in den unteren Teil des Anstiegs und schlug dann direkt ein höllisches Tempo an: Die Spitzengruppe zerfiel am Hinterrad des Strassacker-Zugs in ihre Einzelteile.

Ein ehrliches Ausscheidungsrennen über den bis zu 20 Prozent steilen Mammolshainer Stich führte unter dem Jubel der zahlreichen Fans schließlich dazu, dass sich drei Fahrer an der Spitze absetzen konnten. Ganz vorne als Solist Anton Schiffer vom Development-Team der Continental-Pro-Mannschaft Bike Aid, knapp dahinter Moritz und ich. Dahinter entstand ein Loch zu unseren verbliebenen Mitstreitern, mit rund 20 Sekunden Rückstand an der Bergwertung.

Im TT-Modus stürzten wir uns dann in die kurvenreiche Abfahrt durch das Kronberger Villen-Viertel. Dabei konnten wir unseren Vorsprung über die letzten zehn Kilometer bis ins Ziel verteidigen. Die Ziellinie überquerte zwar Anton Schiffer als Erster, er wurde aber als Fahrer mit Elite-Amateur-Lizenz gemäß Reglement nicht gewertet.

So waren wir nach einer Fahrtzeit von 2:30 Stunden und einem harten Renntag am Ende die Sieger: Moritz Beinlich auf Platz eins, und ich (Moritz Palm) auf Platz zwei. Und der Sieger hatte für seine Mannschaft nur lobende Worte übrig: “Die Jungs haben uns den ganzen Tag super aus dem Wind genommen. So konnten wir viele Kräfte fürs Finale sparen. Im zweiten Rennen der Saison direkt den zweiten Sieg einzufahren ist für mich als Rennrad-Novize natürlich etwas sehr Besonderes.”

Dahinter konnten Timo Dahlheimer, Jonas Brzenczek und Chris Mai den Sprint aus der Verfolgergruppe für sich entscheiden und damit das herausragende Team-Ergebnis mit den Plätzen drei bis fünf abrunden. Ein rundum gelungener Tag für das Team Strassacker also, das hinter der Ziellinie vom zufriedenen Chef Franco Adamo freudestrahlend erwartet wurde: “Große Klasse, wie das Team heute zusammengearbeitet hat und sich einzelne Fahrer für den Erfolg ihrer Kapitäne schon früh im Rennen aufgeopfert haben - das ist echter Team-Geist, der uns in diesem Jahr besonders stark macht und den entscheidenden Vorteil bringt.”

Mit Rückenwind geht es nun zum nächsten Rennen im Kalender: Mit dem Granfondo Vosges steht am 14. Mai mit gut 3500 Höhenmetern auf 180 Kilometern Distanz die erste richtige Härteprüfung in den Bergen an - zugleich die Chance der Qualifikation für die UCI-Amateur-WM in Schottland bietet.

Ein wenig schmunzeln musste ich auf dem Heimweg, als es in der aktuellen Folge des Podcasts “Besenwagen” mit Ex-Profi Andre Greipel hieß: „Früher war jeder WorldTour-Fahrer froh über eine Schwellenleistung von fünf Watt pro Kilo, heute fährt das gefühlt jeder Amateur.“ Nach dem heutigen Schlagabtausch und der Auswertung der Leistungsdaten kann ich dieses Gefühl nur bestätigen… ;-)